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Wie zeige ich, dass die Wut meiner Prota sich langsam aufbaut?

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Wenn du Female Rage schreibst, in der sich die Wut deiner Protagonistin mit der Zeit aufbaut, brauchst du 2 Dinge:

  1. Eine sie unterdrückende Welt – aka „Patriarchales System“
  2. Exposition der Figur in dieser Welt. Also Momente, in denen sie mit dem System in Berührung kommt.

Da gibt es den Schreibtipp, dass wenn man eine Lovestory zwischen zwei Figuren aufbauen will, dass man sie Zeit miteinander verbringen lassen muss.

So ähnlich ist das auch hier.

In Teil I sprechen wir darüber, was deine patriarchale Welt alles braucht, damit sie genug Tiefe bekommt, damit eben diese Berührungspunkte natürlich wirken.

In Teil II geb ich dir ein Beispiel aus meiner Lore mit einer nervigen Prota, wo du dann für dich schauen kannst, wie du es besser schreiben würdest.

Und weil das eine Mini-Serie ist, sprechen wir in den nächsten vier Tagen darüber, wie und wo du in deinem Buch solche Berührungspunkte mit deiner unterdrückenden Welt schreiben kannst, damit die Wut deiner Protagonistin nachvollziehbar wird und deine Lesenden sie nicht aus Versehen victimblamen, weil internalisierte Misogynie einfach in uns allen steckt.

Also, was brauchst du?

Was wir nicht wollen, ist eine Welt, in der Männer einfach nur plump als das ultimative Böse dargestellt werden. Nicht, weil es nicht doch einen Funken Wahrheit enthält, sondern weil so ein Patriarchat doch sehr komplex ist – und wir alle es am Laufen halten. Auch du und ich.

Bei unterdrückenden Strukturen geht es um Macht, Machterhalt und die Frage: Wer profitiert? Und es ist ab einem gewissen Zeitpunkt immer auch historisch gewachsen.

Stell dir folgende Fragen, wenn du Lore und Backstory deiner Welt entwickelst (die hau ich dir zum Nachlesen auch nochmal in die Caption)

  • Was gilt als „normal“ in deiner Welt?
  • Welche Gruppen werden ausgegrenzt und warum?
  • Wie ist das Weltbild in deiner Politik verankert?
  • Wie ist das Weltbild in deiner Religion verankert?
  • Wie ist der Zugang zur Bildung und ganz wichtig: Bücherwissen ist immer selektiv! Frag dich also auch: Welche Werte werden über die Bildung vermittelt? Und welche Werte, welches Wissen gilt vielleicht als gefährlich?
  • Was ist der gesellschaftliche Consent, der durch Erziehung vermittelt wird?
  • Welche Stereotype und Geschlechterrollen herrschen vor, und wie werden sie internalisiert? Wie zeigt sich das im Alltag, in Wissenschaft und Forschung, in profaner oder religiöser Literatur?

Als Beispiel: Im 19. Jahrhundert hat man eine Reihe Kriegergräber entdeckt, mit Waffen und unglaublich wertvollen Grabbeigaben. Sofort war klar: Hier lagen Männer. DNA-Tests haben inzwischen ergeben, dass es die Gräber von Frauen, also Kriegerinnen, waren. Was unser Bild von Geschlechterrollen in früheren Kulturen langsam aber sicher verändert

Wenn das alles steht, kannst du ganz einfach Berührungspunkte im Alltag deiner Figur einbauen, weil sie sich ganz selbstverständlich in dieser Welt bewegt.

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