Wusstest du, dass Frauen selbst in Dialogen die Carearbeit übernehmen?
Ja, so hab ich auch geschaut. Aber es gibt tatsächlich Studien zu Sprachmodellen, die belegen, dass Frauen in Gesprächen oft vorsichtiger sind, Verantwortung übernehmen, sich kümmernd und fürsorglich zeigen. Oft sprechen sie ihre Meinung nicht direkt aus, sondern verwenden Weichmacher wie „ich denke,…“ „Ich glaube, …“, um nicht anzuecken. Außerdem werden sie in Gesprächen öfter unterbrochen, sie stellen mehr Fragen, um das Gespräch am Laufen zu halten, und sie führen die Gespräche auf Beziehungsebene.
All das ist Gift für die Handlungsmacht deiner wütenden Protagonistin.
Und jetzt kommt die Krux: Besonders als Frauen haben wir diese Art der Gesprächsführung verinnerlicht. Das bedeutet, dass uns schnell mal Dialogschnipsel aus der Feder schlüpfen, die weder zum Charakterdesign der Protagonistin, noch zu ihrer Entwicklung passen. Einfach, weil wir das so gewohnt sind.
Deshalb müssen wir mal wieder ganz besonders aufpassen, wie wir die Dialoge unserer wütenden Frauen schreiben.
Als Beispiel: In meinem Buch liegen Scherben auf dem Fußboden. Und fast hätte ich die besommersprosste Helden zum Ketzerjäger sagen lassen: Warte kurz, ich mach das weg.
Und nach einem ausführlichen WTF-Moment hat sie das dann natürlich nicht gesagt. Aber das ist halt mal schneller getippt, als gedacht.
In Dialogen kannst du deiner Prota schon dadurch viel Handlungsmacht geben, dass du sie Gespräche beginne und nicht nur reagieren lässt. Oder du lässt sie eben die Gesprächsführung an sich reißen, indem sie Themenwechsel vornimmt.
Wenn du dann noch die Weichmacher rauslässt und sie nicht ständig Füller-Fragen stellen lässt, die mit der Handlung wenig bis gar nichts zu tun haben und nur dafür da sind, dass das Gespräch nicht abbricht, ist schon viel gewonnen.
Sag mal ehrlich: Erkennst du dich bei der weiblichen Dialogführung genauso wieder wie ich mich?